glueckauf.wdr.de ist ein vielfach ausgezeichnetes WebVR-Projekt und kann direkt über den Browser auf allen Device-Typen, vom Smartphone über Desktop-PCs, der Samsung Gear VR, bis zu den Highend-VR-Brillen HTC Vive und Oculus Rift, genutzt werden. Mit und ohne Virtual Reality-Headset.
Ende 2018 schlossen Nordrhein-Westfalens letzte Steinkohle-Bergwerke. Eine Ära, die das Land ökonomisch
und gesellschaftlich geprägt hat, ging zu Ende. Auch nachdem die letzte Zeche geschlossen ist, kannst du
die eindrucksvolle Welt unter Tage mit eigenen Augen erleben: in unserem Virtuellen
Bergwerk.
Wer auf seinem Gerät die Adresse glueckauf.wdr.de aufruft, ist bereit für die Förderkorb-Fahrt in die
Tiefe.
Statt den Nutzer linear durch eine Story hindurch zu führen, wie es bei vielen anderen
360°-Videoproduktionen der Fall ist, kann der Betrachter bei glueckauf.wdr.de “sein” Bergwerk
interaktiv, individuell und auf eigene Faust erleben. Kern des Ganzen ist dabei eine WebVR-Experience,
die 360°-Realfilm mit Interaktivität verbindet. Die Schnittstelle zwischen den einzelnen Teilen des
Gesamtprojekts bildet dabei kein klassisches Navigations-Menü. Stattdessen steht für den Nutzer ein
Förderkorb bereit. Wer den besteigt und seine Wunsch-Episode auswählt, fährt kurze Zeit später - von
einigen Kumpels begleitet - in die Tiefe.
Seit der Premiere auf Prosper-Haniel, wo die Bergleute als erste die Gelegenheit hatten, das Projekt zu erleben, ist das „Bergwerk 360° VR“ auf Tour – unter anderem auf der Gamescom in Köln, der Internationalen Funkausstellung in Berlin, auf der Photokina oder dem NRW-Tag in Essen. Geplant ist außerdem, die Bergwerk-Experience mit einem VR-Truck an Schulen, Museen und öffentlichen Plätzen in NRW zu bringen.
glueckauf.wdr.de ist das bislang aufwändigste 360°/VR-Projekt des WDR. Was vor allem der Tatsache
geschuldet ist, dass ein Einsatz von elektrisch oder elektronisch betriebenen Kameras unter Tage
normalerweise ausgeschlossen ist. Grund: Schon ein einziger Funke, der z.B. beim Akkuwechsel entsteht,
kann ein so genanntes Schlagwetter (eine Methangas-Explosion unter Tage) auslösen. Bei herkömmlichen
Film- und Fotoaufnahmen in 2D kommen deshalb seit Jahren speziell verkapselte Leih-Kameras zum Einsatz.
Doch für die noch recht junge 360°-Technik gibt es solche Spezialgehäuse nicht. Sie zu bauen und vom
“Bergamts-TÜV” abnehmen zu lassen, hätte enorme Summen, nicht zuletzt aber auch unendlich viel Zeit
verschlungen. Die letzte Zeche hätte geschlossen, bevor mit dem Dreh begonnen worden wäre.
Dass am Ende dann doch in über 1.000 Meter Tiefe in 360° gedreht werden durfte, ist einer behördlichen
Ausnahmegenehmigung mit diversen Auflagen zu verdanken gewesen: Für jeden Drehtag wurde die Bewetterung
(Zufuhr von Frischluft) maximiert, Gebiete mit schwankender Gaskonzentration waren tabu und Akkuwechsel
durften nur über Tage erfolgen. Außerdem wurde das Team bei allen Aufnahmen von Mitgliedern der
Grubenwehr (der “unter-Tage-Feuerwehr”) begleitet - flankiert von Spezialisten, die den Gasgehalt der
Umgebungsluft regelmäßig mit Messgeräten kontrollierten.
Wie sehr sich die Produktion auch im Detail von allem zuvor Erlebten unterschied, wurde spätestens am
ersten Drehtag deutlich: Das gesamte Team stand sich in der Waschkaue (Umkleideraum im Bergwerk)
plötzlich in Einheits-Blau gegenüber: Denn – im unglücklichsten Fall kann selbst eine Unterhose für
Funkenflug sorgen und damit ein Schlagwetter auslösen kann, daher wurde für die Arbeit unter Tage auch
die Unterwäsche vom Bergwerk gestellt. In Doppelripp-Blau.
Übrigens wird dieses Projekt wohl auf ewig das aufwändigste und vor allem einzige 360°-Projekt bleiben,
was in einem deutschen Steinkohlebergwerk produziert wurde. Denn bis zum Ende der Kohleförderung im
Dezember 2018 wird es keine weitere Drehgenehmigung für 360°-Projekte mehr geben.